Immer wieder selbstfahrende Busse

Das St. Galler Tagblatt berichtet erneut über das „Innovationsprojekt“ eines selbstfahrenden Busses in Arbon. Die Stadt Arbon will sich an den Kosten von bis zu drei Millionen CHF am Projekt der „Technischen Gesellschaft Arbon“ beteiligen.

Rückblick

Blicken wir etwas zurück. Vor bald fünf Jahren – im Juni 2016 – hat PostAuto in Sitten Pionierarbeit geleistet und zwei selbstfahrende Fahrzeuge des Herstellers Navya, der auch in Arbon zum Zuge kommen soll, in Betrieb genommen. Medien aus aller Welt waren in den kommenden Monaten vor Ort und haben ausgiebig darüber berichtet. Die im typischen gelb gehaltenen Fahrzeuge sah mal immer wieder auf allen Kanälen:

PostAuto-Smartshuttle CeBIT 2017

Danach haben diverse Transportunternehmen in der Schweiz mit dem gleichen und anderen Hersteller ebenfalls Versuche gestartet:

  • VBSH Schaffhausen – 2018 – «Als erster selbstfahrender Bus weltweit ist das Schaffhauser-Shuttle nun in das Leitsystem eines Verkehrsbetriebs eingebunden und wird über diese gemeinsam mit den regulären Fahrzeugen der VBSH überwacht»
  • Bernmobil – 2019 – „Dieser Versuch wird Hinweise über den Einsatz dieser Technologie im ÖV geben können, aber noch keine hinreichende Grundlage bilden, um über ihren regulären Einsatz entscheiden zu können“
  • MyShuttle SBB / ZVB – 2017-2019 – „Das Projektkonsortium kommt zum Schluss, dass für den selbstfahrenden Personentransport im Fliessverkehr eine intelligentere, antizipative Fahrzeugtechnologie notwendig ist. Das Interesse und Vertrauen der Fahrgäste in diese Art der Fortbewegung ist jedoch positiv zu werten.“

Die Liste lässt sich beliebig verlängern mit Projekten in der französischsprachigen Schweiz sowie mit weiteren Projekten in ganz Europa. Über den Status eines Versuchsbetriebs hat es in der Schweiz kein Projekt geschafft. Die Fahrzeuge sind immer noch durch einen Mitarbeitenden bedient, fahren mehr oder weniger fixe Strecken ab und haben Sonderbewilligungen des Bundes.

Wohin will Arbon selber fahren?

Kommen wir zurück auf das Projekt in Arbon. Warum will man bis zu drei Millionen in ein Projekt investieren, das wenige bis keine neue Erkenntnisse bringen wird. Arbon wird fünf Jahre nach dem Start in Sion auch nicht von Interessenten oder Journalisten aus aller Welt besucht. Die Fahrzeuge gibt es überall. Ausser der Lokalpresse interessiert sich niemand mehr dafür – ausser es kommt zu einem Zwischenfall.

Screenshot Medienmitteilung TGA 7. Juli 2020

Die vorgeschlagene Streckenführung mit Erschliessung des Hafens und der Altstadt macht sicher Sinn, aber ein elektrisch betriebener „Trenino“, bei dem sich im Sommer die Fenster öffnen lassen und die Anzahl der Anhänger variieren könnte je nach Bedarf, würde sich dafür eindeutig besser eignen. Hoffen wir auf die Vernunft und freuen uns auf andere spannende Projekte wie einen On-Demand-Service 24×7.