BAV-Direktor Füglistaler: Deutsche Bahn kann nur von SBB-Budget träumen
In einem umfangreichen Interview in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zum Abschluss seiner Amtszeit als Direktor des Schweizer Bundesamts für Verkehr (BAV) legt Peter Füglistaler offen, wie stark die finanzielle Position der Schweizer Bahnen im internationalen Vergleich wirklich ist. Füglistaler, der bald in den Ruhestand tritt, spricht über die Herausforderungen und Erfolge seiner Amtszeit und betont dabei besonders die finanzielle Überlegenheit der Schweizer Bundesbahnen (SBB) gegenüber anderen nationalen Bahnsystemen, wie der Deutschen Bahn.
„Die Deutsche Bahn träumt davon, so viel Geld wie die SBB zu haben“, erklärt Füglistaler. Diese Aussage reflektiert die erheblichen Investitionen in Höhe von 23 Milliarden Franken, die für den Ausbau und Erhalt der Bahninfrastruktur in der Schweiz vorgesehen sind. Füglistaler kritisiert jedoch, dass trotz der hohen Investitionen der Bau neuer Tramlinien und U-Bahnen in der Schweiz nicht die notwendige Priorität erhält. Er argumentiert, dass eine stärkere Fokussierung auf städtische Verkehrslösungen notwendig sei, um die Effizienz und Zugänglichkeit des öffentlichen Verkehrs weiter zu steigern.
Das Interview wurde zusätzlich auf der LinkedIn-Seite des BAV veröffentlicht, was die Bedeutung seiner Botschaft und die Transparenz seiner Amtszeit unterstreicht. Füglistaler betonte auch die Wichtigkeit des internationalen Verkehrs und die Notwendigkeit, die Pünktlichkeit zu verbessern, um die Integration des europäischen Schienenverkehrs in den Schweizer Taktfahrplan sicherzustellen.
Zudem warnte er vor den finanziellen Risiken großangelegter Projekte wie der Tiefbahnhöfe in Basel und Luzern, deren Kosten in die Milliarden gehen, und sprach sich für eine Überprüfung und mögliche Skalierung dieser Vorhaben aus. Füglistaler gab zu bedenken, dass die politische und öffentliche Erwartung oft eine perfekte Lösung fordert, die finanziell und praktisch nicht immer umsetzbar ist.
In der Debatte um kostenlose öffentliche Verkehrsmittel zeigt sich Füglistaler kritisch. Er argumentiert, dass die Qualität und das Angebot des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz ihren Preis haben müssen, um Überlastung zu vermeiden und die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Diese Aussagen unterstreichen seine Position gegen einen trendigen, aber möglicherweise ineffektiven Ansatz zur Verkehrspolitik.
Zum Ende seines Interviews reflektiert der BAV-Direktor über die Öffnung des internationalen Bahnverkehrs und die sich daraus ergebenden Chancen für die Schweiz. Er plädiert für eine strategische Vorbereitung auf die Marktöffnungen und sieht darin Potenzial für die SBB, ihre Position in Europa zu stärken.