Mehr öffentlicher Verkehr über die Grenzen: Neue Impulse für Grenzgänger

Am Ende März setzte sich Martin Candinas, Präsident von LITRA, beim Rendez-vous romand de la mobilité in Lausanne stark für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Westschweiz ein. In einem Gastbeitrag von Bernard Wuthrich, einem erfahrenen Journalisten der Zeitung Le Temps, wird die besondere Rolle der Romandie innerhalb des schweizerischen öffentlichen Verkehrsnetzwerks beleuchtet, insbesondere als Grenzregion. Über die Hälfte der in der Schweiz arbeitenden 390.000 Grenzgänger kommt aus Frankreich, und viele von ihnen reisen mit dem Auto an. Der Erfolg des Léman Express zeigt jedoch, dass eine Umstellung auf den Zug möglich ist, auch wenn politische Unterschiede zwischen den Ländern Herausforderungen darstellen.

In der Romandie gibt es speziell auf der 60 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Lausanne und Genf große Mobilitätsprobleme, da es keine alternativen Bahnverbindungen gibt. Das schweizerische Parlament hat nun grünes Licht für den Bau eines neuen, 9 Kilometer langen Eisenbahntunnels zwischen Morges und Perroy gegeben, ein Projekt, das 1,3 Milliarden Franken kosten wird. Gleichzeitig hat die Regierung jedoch auch eine Erweiterung von sechs Autobahnabschnitten beschlossen, was die Anstrengungen zur Förderung des Schienenverkehrs konterkariert. Ein Referendum über diese Entscheidung ist für Ende des Jahres geplant.

Grenzgänger, insbesondere aus Frankreich, stellen eine besondere Herausforderung dar. Die hohe Autonutzung in Frankreich führt zu erheblichem Verkehrsaufkommen in die Schweizer Städte. Der Léman Express hat gezeigt, dass es möglich ist, Grenzgänger zum Umsteigen zu bewegen. Seine Passagierzahlen sind in vier Jahren um 50% gestiegen und haben Ende 2023 täglich rund 80.000 Reisende erreicht, darunter 25% Grenzgänger.

Im Jura und anderen Grenzregionen sind Bemühungen im Gange, den Bahnverkehr zu verbessern, um Grenzgänger auf die Schiene zu locken. Im Jura gibt es Pläne, die Biel-Delle-Belfort-Achse, die 2018 nach Sanierungen wiedereröffnet wurde, weiter zu optimieren, obwohl der Verkehr unter einem unzuverlässigen Fahrplan leidet und Frankreich angekündigt hat, das Projekt 2025 zu beenden.

Diese Entwicklungen zeigen die Komplexität und die Herausforderungen, die mit grenzüberschreitenden Mobilitätsprojekten verbunden sind. Sie unterstreichen die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit und Koordination zwischen den beteiligten Ländern, um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen und die Abhängigkeit von Autos zu verringern.