Zweite Tramachse am Bubenbergplatz: Stadtbildkommission Bern äussert Bedenken
Die Stadtbildkommission Bern (SKB) hat in ihrer Sitzung am 8. Mai 2024 eine Stellungnahme zur geplanten zweiten Tramachse über den Bubenbergplatz abgegeben. Sie bedankt sich für die Möglichkeit, sich zu diesem wichtigen städtebaulichen Thema zu äussern und betont die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung, die neben infrastrukturellen und verkehrstechnischen Aspekten auch die stadträumliche Gestaltung, Nutzung und soziale Leistungsfähigkeit berücksichtigt.
Die SKB erkennt die Bedeutung des Bubenbergplatzes als wichtigen städtischen Raum und Eingang zur Stadt Bern im Kontext des UNESCO-Welterbes an. Sie erinnert daran, dass der Platz ursprünglich als ruhiger und würdevoller Empfangsraum konzipiert war, jedoch durch das Wachstum der Stadt und die zahlreichen Umgestaltungen im 20. Jahrhundert zu einem stark belasteten Funktionsraum degradiert wurde. Insbesondere durch die geplante Erweiterung des Bahnhofs Bern, könnte eine zusätzliche Verkehrsbelastung zu einem „Systemversagen“ führen.
Die monozentrische Verkehrslogik des öffentlichen Nahverkehrs und die topographische Kanalisierung am Bahnhof erfordern laut SKB eine Entlastung des Stadtraums. Eine Parallelführung der zweiten Tramachse über den Bubenbergplatz würde jedoch den bestehenden Druck weiter erhöhen und somit kontraproduktiv wirken. Stattdessen sieht die SKB in der Entwicklung des Bahnhofs Bern zum bipolaren Bahnhof eine Chance, das Verkehrssystem zu optimieren.
Die angestrebte Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) unter Berücksichtigung bahnhofsspezifischer Bedürfnisse wird als potenziell aufwertend für den Bubenbergplatz angesehen. Durch eine reduzierte Verkehrsnutzung könnten neue Freiräume entstehen, die zur Urbanität und Attraktivität des Platzes beitragen.
Mit dem neuen Bahnhofszugang wird dem Bubenbergplatz eine stadträumliche Funktion zugewiesen, die seine traditionelle Qualität wiederaufleben lässt und gleichzeitig zukunftsfähig ist. Der Platz könnte sich von einer reinen Verkehrsfläche zu einem lebendigen Ankunfts- und Umsteigeort entwickeln und eine neue Mitte erhalten, die die historische Strassenflucht wiederherstellt.
Insgesamt sieht die SKB die Konzentration des gesamten ÖV-Knotens auf dem Bubenbergplatz als nicht vereinbar mit den stadträumlichen Zielen. Sie spricht sich daher gegen die zweite Tramachse aus und betont die Chance zur Aufwertung des Bubenbergplatzes als zentralen Stadtraum ohne zusätzliche Belastung. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die SKB, von der Hinzufügung einer zweiten Tramachse über den Bubenbergplatz abzusehen.